Titel: Valhalla
Autor: Thomas Thiemeyer
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-65265-7, 512 Seiten
Es ist bitterkalt auf Spitzbergen, dunkel obendrein. Irgendwo lauert das Böse in Form eines…, nein, nein, spoilers. Sie wissen ja, wie das ist. Verrät man Details aus der Zukunft, gerät das Raum-Zeit-Kontinuum ins Wanken und so weiter. Sie müssen also selbst zum Buche greifen, um herauszufinden, was da im eisigen Dunkel auf Sie wartet. Es lohnt sich, soviel sei prophezeit.
Das oben erwähnte Böse-dessen-Namen-nicht-genannt-werden-darf steht – irgendwie – in Zusammenhang mit einer verborgenen Forschungsstation der Nazis. Wie? Eine verborgene …? Unter dem Decknamen „Valhalla“ wurde in den Laboren jener Forschungsstation geforscht, entdeckt und erschaffen. Was auf den ersten Blick vielleicht wie eine Mischung aus Spannung und völligem Quatsch anmutet, entpuppt sich bereits auf den ersten Seiten als eine gut recherchierte Geschichte, die mit Faken und Fantasie ein komplexes Garn aus Abenteuer, Horror und Nervenkitzel spinnt. Es beginnt im Februar 1944. „Der Orkan peitschte den Schnee in Wellen über das Eis“ ist der erste Satz des Romanes, und das Frösteln geht auf den folgenden Seite unvermittelt weiter. Ein kleiner Abstecher nach Kambodscha lässt Schweiß fließen, aber es ist die klirrende Kälte von Spitzbergen gepaart mit einer verstörenden, düsteren Geschichte, die erschauern lassen.
Hannah Peters, nicht Indiana Jones, wie es zunächst vermuten lässt, ist die Archäologin du jour, die mit ihrem zusammengewürfelten Team aus liebenswerten, teils schrulligen Spezialisten versucht, das Geheimnis um Valhalla aufzudecken. Die verschiedenen Charaktere sind charmant beschrieben, und es macht Spaß, sie auf dem Weg nach Spitzbergen zu begleiten. Natürlich überleben nicht alle, aber das taten sie ja bei Indiana Jones auch nicht. Die bösen Russen dürfen in einer politisch angehauchten Abenteuergeschichte selbstverständlich auch nicht fehlen. Es klingt etwas klischeebeladen, aber alles passt.
Neben der fesselnden Geschichte fasziniert auch die wortgewaltige Schreibe von Thomas Thiemeyer. „Verdammte Seelen auf einem wackeligen Floß“, die „mit ihrem Schreien die Dunkelheit erfüllten“, tragen maßgeblich dazu bei, dass „Valhalla“ eben nicht nur zu einem Indiana-Jones-Abenteuer mutiert und dann stumm im Eis gefriert. Die Melange aus Fiktion und Tatsachen ergibt einen bitter schmeckenden Cocktail, getoppt mit redegewandten Schirmchen aus packenden, berührenden Beschreibungen der Geschehnisse. Das amarenakirschsüße Ende der letzten paar Seiten versucht, den herben Beigeschmack zu mildern, aber was bleibt ist eine packende, erschreckend plausible Geschichte, die sich hinter amerikanischen davinci’resquen Romanen nicht verstecken muss. Wie immer: Lesen!
(Diese Rezension wurde bereits auf Lovelybooks veröffentlicht.)