Ein Thriller über den Klimawandel. Na, toll! Reicht es nicht, dass überall die Wahlplakate zur Bundestagswahl 2021 herumstehen, die Landschaft verschandeln und mich mit leeren Wahlversprechen zur Klimaproblematik nerven? Ich will mich beim Lesen unterhalten, gruseln, amüsieren! Warum sollte ich mich in meiner Freizeit mit so einem ernsten Thema befassen? Und noch vielleicht nachdenken!

Ganz einfach: Der Autor ist Uwe Laub.

In den letzten Jahren hat sich Uwe Laub als Autor komplexer und dennoch unterhaltsamer Wissenschaftsthriller vom Einheitsbrei der Belletristik hervorgehoben. Mit fundiertem Wissen und detaillierter Recherchearbeit wurden seine letzten Romane “Sturm” und “Leben” zu Bestsellern. Und jetzt kommt “Dürre”.

Die Fakten:

Titel: Dürre
Autor: Uwe Laub
Verlag: Penguin Random House Verlagsgruppe (Heyne)
ISBN: 978-3-453-44118-7, 464 Seiten

Der dritte Dürresommer in Folge lässt das Wasser knapp werden. Missernten sind die Folge. Die Europäische Union verschärft ihre Klimapolitik, in der Hoffnung, die lang prophezeite Katastrophe aufzuhalten. Zwei Programmier, Alex und Tom, entwickeln die App Aequitas, die es ermöglichen soll, die Klimasünden und Resourcenverschwendungen jedes einzelnen Bürgers zu erfassen und so zu kontrollieren. Das Prinzip ist denkbar einfach und erscheint gerecht: Wer einen großen CO2-Fußabdruck hat, muss dafür entsprechend zahlen.

„Wir dachten, wir hätten noch Zeit, jetzt bezahlen wir den Preis.“

Die Metapher wird jedoch zur brutalen Realität. Die Länder Europas werden zu Überwachungsstaaten, der Bürger wird auf Schritt und Tritt überwacht und entsprechend zur Kasse gebeten.

In dieser düsteren Welt lernen wir die Geschwister Julian und Leni kennen, die einen kleinen Bauernhof betreiben und mehr schlecht als recht über die Runden kommen. Wie so viele Bürger sind auch sie auf die Lebensmittelrationen der Staatlichen Agrarbehörde angewiesen. Als ihre Schweineherde einem Brand zum Opfer fällt, stehen sie vor den kümmerlichen Resten ihrer Existenz. Und plötzlich werden die Geschwister auch noch des CO2-Betruges angeklagt…

Die Geschichte nimmt rasant an Fahrt auf und führt uns auf beklemmende Art und Weise ein Szenario vor Augen, das dem Stasi-Verhalten der ehemaligen DDR ähnelt; mehr noch, die sogenannten „Bluthunde“ – staatliche Ermittler – hinterlassen einen noch bitteren Nachgeschmack, der an die jüngste deutsche Vergangenheit erinnert. Hatte ich mir anfangs nicht noch „Grusel“ gewünscht? In „Dürre“ trägt das personifizierte Grauen einen roten Lackmantel.

Das wahre Grauen offenbart sich – wie immer bei Uwe Laubs Thrillern – in den Ausführungen des Nachworts. Sachlich und ohne erhobenen Zeigefinger verweist er auf Studien und Analysen zur Klimakrise. Die Fiktion (und beste Unterhaltung!) auf den vorangegangenen 400+ Seiten wird in das wissenschaftliche Licht der Fakten gerückt. Im Ökothriller unseres Lebens läuft uns nämlich tatsächlich die Zeit davon.

Fazit: „Dürre“ ist ein fesselnder, unterhaltsamer und auch gruseliger Wissenschaftsthriller, der zum Nachdenken anregt. Ein wahrer page turner – egal, ob in der S-Bahn oder im Café – man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. So erzählt man Geschichten!