Höhenangst kann verdammt lästig sein. Nachdem ich vor einigen Jahren den eindrucksvollen Tetraeder in Bottrop vom sicheren Boden aus bewundert hatte, wurde es nun allmählich Zeit, diese eindrucksvolle Stahlkonstruktion zu erklimmen. Wenn nur diese vermaledeiten Stahlgitter und Gittertreppen nicht wären!

Die Anfahrt über die A2, Abfahrt Gladbeck-Ellinghorst, war theoretisch einfach. Praktisch haben wir sie natürlich verpasst. Bei zwei labernden Weibern kann das schon mal passieren. Die Halde Beckstein war nach ein paar fahrtechnisch raffinierten Manövern (man stelle das Navi lauter) dennoch schnell erreicht. Über den Serpentinenweg, welcher eine der drei Möglichkeiten des Aufstieges darstellt, gelangten wir recht fix zum Gipfel der Halde.

Auch ohne den Bonus des Tetraeders bietet die Halde mit einer Höhe von 78 m (und 120 m über dem Meeresspiegel) einen atemberaubenden Blick über das Ruhrgebiet. An vier strategisch angebrachten Informationstafeln konnte man je nach Himmelsrichtung die Sehenswürdigkeiten dieser einzigartigen Landschaft am Horizont (oder auch näher) mit Blicken suchen. Gasometer Oberhausen, die Arena auf Schalke, die Essener Skyline, Halde Haniel oder die von der Ferne grüßenden Rundbögen der Halde Hoheward – bei klarer Sicht bleibt dem forschenden Auge nichts verborgen.

Mit 50 Metern ist der Tetraeder eigentlich nicht sonderlich hoch, es ist jedoch die einzigartige, feingliedrige, offene Konstruktion, die die Besteigung zu einem kleinen, aber feinen Abenteuer macht. Die Kunst schwankt nämlich. Spätestens beim Erreichen der ersten Plattform macht sich die Stahlkonstruktion bemerkbar. Ein Gitterteppich (ja, man kann bis zum Erdboden schauen!) verstärkt das etwas unbehagliche Gefühl. Eine weitere steile Treppe führt hinauf zur zweiten Plattform. Hier kann man wunderbar (oder panisch) die starken Stahlseile bewundern, die den Tetraeder an vielen Stellen Halt gibt. Zeit zum Relaxen und Gucken sollte man hier einplanen und, vertrauen Sie mir, an das Schwanken gewöhnt man sich. Ich schrieb mir jedoch hinter die Ohren, hier niemals bei schlechtem oder gar stürmischen Wetter hochzugehen.

Der Aufgang zur dritten und letzten Ebene ist eine durch Seitengitter geschützte Wendeltreppe. Auch bei Sonnenschein kann der Wind hier gehörig pfeifen und für einen Moment schien mein Herz auszusetzen, und ich stieg erstmal wieder zurück auf “meine” zweite Plattform. Fröhlich hüpfend (!) kam ein kleiner Junge von oben die Wendeltreppe herunter…

Na dann, auf geht’s!

Überraschenderweise lies der Wind nach, als ich mit zitternden Knien die dritte Plattform betrat. Das machte die Sache nur etwas besser, denn die letzte Ebene hat eine Neigung von 8° – vermutlich der Kunst wegen. Kunst hin oder her, man nehme jetzt ganz schnell das Herz in beide Hände und marschiere los! Hin und wieder spürt man das Schwanken der Konstruktion, doch die phänomenale Aussicht vertreibt das Unbehagen.

Wissen Sie eigentlich noch, wie man die Fläche einer Pyramide berechnet? 😉

In diesem Sinne… bis zum nächsten Abenteuer im Pott oder woanders.