Beim Bücherbummeln fiel mir irgendwie dieses Buch in die Hand. Ein Blick auf den Umschlagtext hinterließ nicht nur hochgezogene Augenbrauen, sondern auch ein leichtes Erschauern ob des Inhalts.

Hier die Details:

Titel: Unter WöflenAutorin: Alex BeerVerlag: Random HouseISBN: 978-3-8090-2736-2, 352 SeitenHörbuchversion gelesen von Peter Lontzek

Heil Hitler!

Mit diesem widerlichen, dennoch geschichtsträchtigen Ruf beginnt die Geschichte. Man schreibt das Jahr 1942, und der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Schauplatz des Geschehens ist Nürnberg, die Naziherrschaft ist auf ihrem grausamen Höhepunkt und die Deportation der jüdischen Bevölkerung hat bereits begonnen – was jedoch zunächst nur als “Evakuierungsbescheid” deklariert wird. Am Anfang der Geschichte wird die bekannte Schauspielerin Lotte Lanner ermordet aufgefunden. Unter Verdacht steht Fritz Nosske, Chef des Judenreferats in Nürnberg.

Zur gleichen Zeit erhält der ehemalige jüdische Antiquar Isaak Rubinstein den obenerwähnten Evakuierungsbescheid für sich und seine Familie. Es soll in den nächsten Tagen “nach Osten” gehen. Um sich und seiner Familie das Schicksal der (vermeintlichen) Zwangsarbeit zu ersparen, bittet Isaak seine Ex-Freundin Clara um Hilfe, die Kontakte zum Widerstand haben soll. Tatsächlich gibt es eine Möglichkeit, Isaaks Familie zu verstecken und zur Flucht zu verhelfen, doch Isaak selbst soll über andere Wege das Land verlassen. Wiedervereinigung irgendwann, irgendwie später. Isaak willigt ein, nicht ahnend, dass Clara ihn für ihre Zwecke nutzen will. Denn anstatt Isaak den Weg in die Freiheit zu ermöglichen, findet er sich plötzlich am Nürnberger Bahnhof wieder – und wird dort als NS-Sonderermittler Adolf Weissmann, der den Mord an Lotte Lanner aufklären soll, bereits erwartet. Als Isaak begreift, was vor sich geht, ist es zu spät für die Flucht, und, das von Clara und den Widerstandskämpfern eingefädelte Spiel mitspielend, findet er sich schnell im Hauptquartier der Nürnberger Gestapozentrale wieder. Getarnt als stattlicher Nazi leitet er wider Willen die Mordermittlungen. Schließlich erfährt er von Clara den wahren Grund für diese Scharade: Er soll geheime Dokumente besorgen – die Protokolle der Wannseekonferenz – damit die Pläne für die sogenannte “Endlösung” an die Öffentlichkeit kommen. Nur ausgestattet mit einem scharfen Verstand und einem breiten Fachwissen über die Klassiker der Krimiliteratur versucht Isaak, den Mordfall aufzuklären. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als er plötzlich von einer ehemaligen Nachbarin erkannt wird und zu allem Überfluss auch noch der echte NS-Sonderermittler Weissmann auf der Bildfläche erscheint…

Fazit

Ja, an dieser Stelle wird die kleine Inhaltsangabe – natürlich – abgebrochen. Alles andere würde unter Spoileralarm fallen. “Unter Wölfen” lebt von der Spannung, die die historischen Gegebenheiten mit sich bringen. Man spürt und versteht Isaaks Angst, als er erkennt, dass er von Clara reingelegt wurde. Jede Begegnung mit einem NS-Offizier lässt einen den Atem anhalten und man fragt sich zurecht, ob die Geschichte überhaupt ein gutes Ende nehmen kann. Die Figur des Isaak ist grundsympathisch – manchmal vielleicht auch etwas weltfremd, doch dieser Eindruck könnte einfach der Tatsache geschuldet sein, dass wir als Leser die historischen Tatsache kennen, während die Romanfigur vielen Dingen noch unwissend gegenüber steht.

Der Autorin Alex Beer ist eine spannende, mitreißende Geschichte gelungen, dessen Ende überrascht. Die Hörbuchversion wird gelesen von Peter Lontzek, der gekonnt in die Rollen der diversen Charaktere schlüpft.