Was gibt es Schöneres als eine unerwartet spannende Lektüre? Bisher hat mich die Umschreibung “Ostfriesenkrimi” jedoch abgeschreckt, zu dieser Buchreihe zu greifen. Obwohl ich die Region um das Bildbuchfischerdorf Greetsiel sehr schätze, habe ich mit “Ostfriesenkrimi” aus irgendeinem Grund immer einen Klamauk à la Otto Waalkes (nichts gegen den großartigen Otto wohlgemerkt!) in Verbindung gebracht.

Ich freue mich, mich geirrt zu haben.

Die Buchdetails:

Hundstage für Greetsiel
Ostfrieslandkrimi (Jan de Fries, Band 3)
Autor: Dirk Trost
Verlag: Edition M
426 Seiten
ISBN-10: 1503938794

 

Die Geschichte um den ehemaligen Anwalt Jan de Fries beginnt gleich mit einem Knaller: Bei der Schlickschlittenmeisterschaft wird im Watt eine verbrannte und zerstückelte Leiche gefunden, und man ist als Leser sofort in dieser überaus fesselnden Erzählung gefangen. (Dies ist übrigens Band 3 der Reihe um oben erwähnten Anwalt, aber ich habe mich auch ohne Vorkenntnis der ersten beiden Bücher gut aufgehoben gefühlt.) Kurz darauf gibt es ein weiteres Mordopfer, diesmal vor aller Augen erhängt. Ein Freund de Fries’ wird der Tat verdächtigt, und das, zugegebenermaßen, vorhersehbare Schicksal nimmt seinen Lauf. Jan de Fries will seinem Freund helfen und gerät durch seine Ermittlungen immer tiefer in die fein und clever gesponnene Geschichte, die eine überraschende und zugleich erschütternde Wende nimmt. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Als begeisterter Greetsielurlauber habe ich mich oft an bekannten Orten wiedergefunden, die der Geschichte dadurch eine wunderbare Authentizität geben. Wer kennt nicht die Zwillingsmühlen oder den “Rettungsschuppen”? Eine halsbrecherische Verfolgungsjagd in einem gigantischen Traktor konnte ich im Geiste mühelos mitverfolgen – ein gelegentliches Seufzen und “in Erinnerungen schwelgen” war beim Lesen durchaus dabei.

Die Protagonisten sind durchweg sympathisch, manchmal etwas schrullig, aber nichtsdestotrotz herzerfrischend echt und liebenswert. Und dann ist da noch Motte, der große, wuschelige Hund Jan de Fries’, der mit seiner gemütlichen, tapsigen Art der Geschichte immer zur rechten Zeit etwas Tempo und Grauen entzieht. Schließlich muss man als Leser auch mal zu Atem kommen.

Alles in allem ist “Hundstage für Greetsiel” eine kurzweilige Wochenendlektüre, die sich am besten natürlich bei Ostfriesentee mit Kluntje und Wölkchen genießen lässt.

Meine Empfehlung: Kaufen, lesen, weitersagen!