Wie jedes Jahr kommt man an Sebastian Fitzeks Welt nicht vorbei. Und ehrlich: Möchte ich auch nicht. Zwar hatte ich mit dem Vorgängerroman “AchtNacht” meine Probleme (zu schnell und hektisch, was natürlich wiederum zum Thema des Buches passte), freute mich aber schon auf das neueste Werk “Flugangst 7A”. Schon der Titel gefiel mir! Ich gehöre zu den verrückten Passagieren, die während eines Fluges gerne Thriller über Flugzeugkatastrophen lesen. Ich könnte hier eine ganze Reihe spannender Romane aufzählen, allen voran “Pandora’s Clock” von John J. Nance. Mir haben Mitreisende merkwürdige Blicke zugeworfen; die Tatsache, dass das Flugzeug eines der sichersten Verkehrsmittel ist, wird gerne ignoriert.

Verehrte Fluggäste, bitte schnallen Sie sich an, wir sind ready for take-off:

Titel: Flugangst 7A
Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Droemer Knaur
ISBN: 978-3-426-19921-3, 400 Seiten
(auch als Hörbuch erhältlich, gelesen von dem großartigen Simon Jäger)

Schon der Umschlagtext spielt mit uns:

Es gibt eine tödliche Waffe, die durch jede Kontrolle kommt.
Jeder kann sie ungehindert an Bord eines Flugzeugs bringen.

Was für eine Waffe mag das sein? Doch der Umschlagtext ist gnädig und klärt auf:

Ein labiler Passagier, der unter Gewaltphantasien leidet.
Und ein Psychiater, der diesen Patienten manipulieren soll, um an Bord eine Katastrophe herbeizuführen.

Hach, ein Traum von einem Psychothriller! Fitzek wäre jedoch nicht Fitzek, wenn wir nicht 400 Seiten an Höhen und Tiefen (entschuldigt bitte die  markabre Wortspielerei!) erleben würden. Allen von Flugangst Befallenen kann ich versichern: Ja, wir befinden uns in einem Flugzeug. Ja, auf einem der längsten “Über-Wasser”-Flüge der Welt, nachts. Ja, irgendjemand soll da oben durchdrehen. Wir lesen schließlich ein Buch von Sebastian Fitzek. Und, ja, er führt uns gnadenlos in die Irre und zurück auf Sitzplatz 7A.

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt: Ein Psychiater mit Flugangst (aha!) fliegt nach Hause, da die Geburt seines Enkelkindes in Berlin kurz bevor steht. Trotz seiner medizinischen Ausbildung kann er sich nicht von seiner Flugangst freisprechen. In seiner Paranoia bucht er gleich mehrere Flugtickets, um dann an Bord einen zufälligen Platz zu wählen. Ein mysteriöser Anrufer potenziert seine Panik: Er solle, bitte schön, das Flugzeug zum Absturz bringen, sonst werde seine Tochter nebst ungeborenem Enkelkind getötet.

Mir gefällt, dass man gleich in der Geschichte ist. Die Charaktere, allen voran der oben erwähnte Psychiater, sind vielschichtig und (je nach Rolle) liebenswert oder verabscheuungswürdig. Irgendwann glaubt man als Leser, hinter die Geschichte gekommen zu sein, doch dann grätscht die Fitzeksche dunkle Macht der Gedanken – unverhofft und doch erahnt – dazwischen, und man blättert zurück, um sich zu vergewissern, dass man nicht etwas zwischendrin verpasst hat. Das kann doch jetzt nicht…?

“Flugangst 7A” spielt an verschiedenen, eindrucksvoll beschriebenen Schauplätzen. Ob in der Luxussuite des Flugzeuges oder in einem alten Schlachthof in Berlin, man wird mitgenommen und erlebt die Geschichte hautnah mit. Die Cliffhanger am Ende der Kapitel sind ein bekanntes, beliebtes (ätzendes!) Stilmittel. Das zeichnet jedoch die Geschichte aus. Man möchte den Akteuren ohne Unterbrechung folgen, möchte endlich wissen, welches perfides Spiel hier gespielt wird. Keine Frage, dieser Psychothriller wird seiner Bezeichnung gerecht.