Das Wichtigste vorab: Kühlschränke sind cool (no pun intended!) und rufen nach dieser “großen Geschichte” nun eher Faszination anstatt Gänsehaut hervor. Gibt es den Frozen King auch in A+++?

“Willkommen in Porterville, der freundlichen Stadt im Herzen von Maryland. Es ist mir eine Ehre, Sie als Gast  bei uns begrüßen zu dürfen. Seien Sie versichert: Wir werden alles tun, um Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Getreu dem Leitspruch unserer Stadt: Pflücke den Tag wie eine reife Frucht, aber drücke niemals den Knopf des 56. Stockwerks. Doch lassen wir nun einen Beteiligten unserer großen Geschichte zu Wort kommen.”

So beginnt jedes Kapitel, jede Folge dieser wirklich großen Geschichte. In der Hörbuchfassung hauchen großartige Stimmen wie Franziska Pigulla, Joachim Kerzel, David Nathan, Tobias Meister, Simon Jäger, Luise Lunow, Jürgen Kluckert oder Jürgen Thormann den Charakteren der Geschichte Leben ein. Ein wahrer akustischer Hochgenuss!

Zu den Details:

Titel: Darkside Park
Autoren: Ivar Leon Menger, Hendrik Buchna, Christoph Zachariae,
John Beckmann, Raimon Weber, Simon X. Rost
Laufzeit: <hust> 1236 Minuten (18 Folgen, 3 Staffeln)
Label: Universal, Folgenreich
Web: Ivar Leon MengerDarkside Park

Ich bin auf diese große (ich muss es tatsächlich immer wieder zitieren und betonen) Geschichte durch die ungläubige, ja gar fassungslose Frage eines Bekannten gestoßen: “Wie, du kennst den Darkside Park nicht?” So begab es sich, dass ich autofahrend über mehrere Tage den Geschehnissen in der amerikanischen Kleinstadt Porterville folgte.

Im Laufe der Geschichte lernen wir verschiedene Bewohner Portervilles kennen; jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person erzählt. Was sich zunächst etwas anstrengend und verwirrend zeigt, fügt sich im Laufe der Handlung zu einem feinen Mosaik zusammen. Und am Ende macht alles Sinn und Nichts ist, wie es war. Oder der Sinn ist nichts und Alles ist am Ende.

Kennen Sie den Darkside Park?

Diese harmlose Frage bekommt im Laufe der Geschichte eine gefährliche Bedeutung, und die wahrheitsgemäße Antwort kann – je nach Art der Antwort – tödlich sein. Die Wiederholung der Frage in fast jedem Kapitel erzeugt eine unbändige Spannung, weil man als unwissender und nichts ahnender Leser/Hörer sehr lange im Dunkeln tappt. Was es mit dem Darkside Park auf sich hat? Spoilers… Es wird an dieser Stelle nicht verraten.

Schon das erste Kapitel “Interview mit Ed” entwickelt sich von einem harmlosen, teils schon recht langweiligem Zeitungsinterview zu einem Alptraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ein enger Tunnel, Rasierklingen und völlige Verwirrung auf allen Seiten. Keine Frage, eine Geschichte, die so beginnt, sollte auch liefern. Die Messlatte wurde bereits in den ersten Minuten verdammt hoch gelegt. Doch Darkside Park hält, was es verspricht. Im Laufe der nächsten Kapiteln / Folgen prickeln die Schauer des Grauens über deine Haut und man möchte einfach nur mehr erfahren, mehr hören.

Der anfangs erwähnte Kühlschrank spielt eine essentielle Rolle, doch ich muss zugeben, dass mich andere Bilder dieser Story mehr das Fürchten gelehrt haben als der Frozen King A+ und sein, sagen wir mal, Inhalt. (Vielleicht unterscheidet sich hier auch die Wahrnehmung weiblicher und männlicher Hörer.) In Folge 10 beispielsweise greifen “lauter nette Damen” in das Geschehen ein und bringen das idyllische Bild der Kaffee trinkenden und Kuchen essenden, liebenswerten Alten mächtig ins Wanken. Wir lernen, dass die Auswahl eines Geburtstagsgeschenkes mehr als nervenaufreibend sein kann. Schließlich sollen sämtliche Anforderungen berücksichtig werden. Vielleicht lag es auch an der phantastischen Luise Lunow, die auf großmütterliche Art die Ereignisse wiedergibt – und mir Schauer über Schauer über den Rücken jagte.

Unfassbar unberechenbar

Das ist vielleicht das Geheimnis dieser Geschichte. Die Unberechenbarkeit der Handlung treibt die Spannung gnadenlos zum Höhepunkt, welcher wiederum in jedem Kapital auf schaurige Weise übertroffen wird. Das berühmt berüchtigte letzte Kapitel entsetzt, macht sprach- und ratlos. Alles, was man sich im Laufe der Geschichte ausgemalt hatte, was denn nun hinter den mysteriösen Ereignissen stecken könnte, wird – vermutlich begleitet von einem hämischen Kichern der Autoren – verworfen. Man steht fassungslos vor den Scherben einer Geschichte, die letztendlich kein Bild ergeben, sondern den zerbrochenen Spiegel, aus dem der Wahnsinn grinst und leise flüstert… “Willkommen in Porterville”.

Fazit: Anhören und gruseln! Es lohnt sich.

Eine ausführliche Inhaltsangabe gibt es auf der Darkside Park-Seite.