Ich glaube nicht, dass es an diesem überaus bescheuerten Titel liegt, dass “Ich kam, sah und intubierte” auf der Spiegel-Bestsellerliste steht. Natürlich intubiert unser Notarzt Falk Stirkat in seinem Leben, und somit auch seinen Erzählungen, sehr häufig, aber so reißerisch, wie es der Buchtitel vermuten lässt, ist es nun doch nicht. Das wäre ja auch fatal: Notarzt kommt, sieht den gebrochenen Arm – und intubiert erstmal. Nein, Falk Stirkat ist ein ganz normaler Notarzt ohne irgendwelche bizarren Rituale oder Phantasien. Soweit man in diesem Beruf von “normal” sprechen kann.

Die Eckdaten:

Titel: Ich kam, sah und intubierte – Wahnwitziges und Nachdenkliches aus dem Leben eines Notarztes
Autor: Falk Stirkat (Des Doktors Website)
ISBN: 978-3-86265-496-3
264 Seiten, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

 

Wer behauptet, dass Sachbücher langweilig und trocken sind, wird in diesem Fall eines Besseren belehrt. Schon die ersten einleitenden Seiten laden gleich zum Weiterlesen ein. Falk Stirkat spricht den Leser direkt an, was dem Buch eine sehr persönliche Note gibt. Was passiert nach dem Absetzen eines 112-Notrufes? Warum dauert es so (vermeintlich) lange? Und wieso ist es dem Notarzt völlig egal, ob es bei mir zuhause aufgeräumt ist oder nicht?

Ich kam, sah und intubierte” ist sicherlich kein Fachbuch für Mediziner – auch wenn ein paar medizinische Fachbegriffe genannt – und auch erklärt werden. Angesprochen werden Du & ich, und wir bekommen einen spannenden Einblick in die Arbeitswelt eines Notarztes. Die Geschichten sind mal amüsant, mal skurril, mal traurig. Sie sind flüssig und unterhaltsam geschrieben, man möchte als Leser Seite um Seite umblättern und einfach weiterlesen.

Doch Falk Stirkat hebt auch mahnend den Zeigefinger, wenn es um Einsätze geht, die auf Alkoholmissbrauch oder anderen Drogenkonsum zurückzuführen sind. Die Ansichten des Arztes sind hier eindeutig und erscheinen beim ersten Lesen anklagend und lassen keine Grauzonen zu. Letztendlich jedoch sollte man als Leser dann die zuletzt gelesenen Seiten zurückblättern und die Details des jeweiligen Einsatzes Revue passieren lassen.

Alles in allem ist “Ich kam, sah und intubierte” ein unterhaltsames Sachbuch, welches jedoch auch zum Nachdenken anregt. Von Rettungsgassen auf den Autobahnen über den Rhythmus einer Herzmassage bis hin zum Blutspenden werden kleine Denkanstösse geboten, die vielleicht schon beim nächsten Mal über Leben oder Tod entscheiden könnten. Liegt dramatisch und soll auch so sein.